ACARA-Bibliothek

ACARA-Veranstaltung-November-2016

Am Freitag den 04. November 2016 besucht uns wieder einmal

Norman Behr, er wird uns etwas über die                      

„Flunderharnischwelse, der Pseudohemiodon-Gruppe“ berichten.

Der Vortrag behandelt eine spezielle Gruppe innerhalb der Unterfamilie Loricariinae (Bonaparte, 1831). Es handelt sich dabei um stark abgeflachte, maulbrütende Welse der sogenannten Pseudohemiodon-Gruppe (Pseudohemiodon, Bleeker, 1862). Die Arten dieser Gruppe sind seit einigen Jahren das Hauptinteressengebiet des Referenten.
Es wird generell auf die Eigenheiten der gesamten Gruppe hingewiesen, sowie die Pflege und Nachzucht von 8 Arten aus 3 Gattungen erläutert.

Diese ungewöhnlichen Harnischwelse, die eine Länge von etwa 15-16 cm erreichen, sind in der Lage, ihre Färbung zwischen hell und dunkel zu verändern. Die Fische stammen aus dem Río Itaya, einem Schwarzwasserfluss im Norden Perus, in dem sie auf Sandbänken leben. Aufgrund seiner Herkunft ist Pseudohemiodon apithanos (Isbrücker & Nijssen, 1978) etwas anspruchsvoller als andere Flunderharnischwelse.
Diese sehr interessanten Tiere stammen aus Peru und wurden von Günther schon 1868 beschrieben. Sie gehören in die Unterfamilie Loricariinae der Familie Loricariidae (Rafinesque, 1815). Hier sind sie wiederum in den Tribus Loricariini, sowie in den Subtribus Planiloricariina eingeordnet.
Die Tiere erreichen eine Größe von ca. 15cm und sind wie eigentlich alle Arten innerhalb des Subtribus Planiloricariina sehr flach und vergraben sich im Sand, weshalb sie auch Flunderharnischwelse genannt werden. Die Tiere sind leicht marmoriert und haben lange Caudalfilamente. Die Geschlechter sind nur anhand des Bauchumfangs des Weibchens und der Genitalpapille zu unterscheiden.
Wie viele der Flunderharnischwelse ist auch Pseudohemiodon lamina (Günther, 1868)für die meisten Aquarianer nicht von Interesse, da er keine auffällige Färbung hat und den größten Teil des Tages vergraben im Sand verbringt. Erst beim näheren Betrachten werden diese Fische interessant, z.B. wenn sie etwas Fressbares gerochen haben und sich langsam aus dem Sand bewegen, dann mit ihren Barteln suchend über den Bodengrund zu gleiten um schnell eine größtmögliche Fläche nach Futter abzusuchen.

Und an dieser Stelle wird schon eine Bedingung zur Haltung dieser Tiere klar: Sandboden. Dieser ist für die Tiere unverzichtbar, da sie sich andernfalls nicht richtig eingraben können und ihre feinen Barteln verletzen können. Dazu sollte eine größtmögliche freie Sandfläche zur Verfügung stehen, damit die Tiere ihre Standplätze frei wählen können. Sieht man sich das Habitat dieser Welse an, weiß man was unter einer großen Sandfläche zu verstehen ist. In den Bächen in den Pseudohemiodon lamina vorkommt sind die Sandbänke hunderte Meter lang und nur von vereinzelten Ästen unterbrochen.

Das so im Aquarium nachzustellen wäre jedoch nicht praktisch, da den Tieren jeglicher Unterschlupf fehlen würde (was in den Bächen durch die Sanddünen geschieht). Hier muss man mit Holz und wenigen großen Steinen versuchen das Becken gut aber überschaubar zu strukturieren. Eine Temperatur von 24-28°C, weiches Wasser mit höchstens 10°gH sowie ein pH-Wert um den Neutralpunkt sind für diese Tiere ideal. Des Weiteren sorgt diffuses Licht für das Wohlbefinden der Tiere, die ansonsten erst nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Sand kommen. Gefressen wird fast ausschließlich karnivores Futter. Mückenlarven und gefrostete Artemia haben sich genauso bewährt wie gutes Granulat-Futter. Sind alle Haltungs-Voraussetzungen erfüllt, setzen die Weibchen schnell Laich an. Pseudohemiodon lamina ist ein Maulbrüter. Das bedeutet dass die Eier in eine Art Scheibe vom Weibchen abgelegt werden, vom Männchen befruchtet werden dass diese dann in sein Maul nimmt und für die nächsten 10 Tage mit sich führt. In dieser Zeit wird das Männchen nur sehr wenig fressen. Wenn es doch mal das Gelege liegen lässt um fressbares zu suchen dann geht das ganze sehr schnell. Hier sucht das Männchen nur in der näheren Umgebung des liegengelassenen Geleges nach Futter.

Potentielle Laichräuber werden hier vom Männchen vertrieben. Am Abend vor dem Ablaichen sieht man ein Männchen und das laichreife Weibchen dicht nebeneinander stehen. Ab hier sollten die Tiere nicht mehr gestört werden. Zu schnell passiert es dass ein Männchen die Eier dann nicht annimmt. Hier sollte man auf den nächsten Morgen warten. Meistens liegt dann das Männchen auf dem Sand und jeder Versuch sich einzugraben scheitert. Auch hier sollte man behutsam im und um das Becken hantieren. Einige Männchen werfen auch noch Tage nach der Eiablage die Eier ab, so dass man diese künstlich erbrüten muss. Nach 10 Tagen ist dann das Gelege bei 28°C vollkommen entwickelt und die Jungen beginnen zu schlüpfen. Das können diese jedoch nicht allein, sondern müssen vom Männchen aus den Eiern herausgekaut werden. Um die Chance zu haben alle Jungen groß zu ziehen, nimmt man dem Männchen das Gelege am 10. Tag weg. Nun muss man selbst versuchen die Jungen aus den Eihüllen zu befreien. Die besten Ergebnisse habe ich mit einer Nadel erzielt, mit der ich die Eihülle am Rücken des Jungen vorsichtig zerrissen habe. Schafft man es nicht die Jungen aus den Eiern zu befreien sterben die meisten in den Hüllen. Hat ein Männchen ein Gelege im Stich gelassen muss dieses künstlich erbrütet werden. Hierzu nimmt man am besten einen kleinen Aufzuchtbehälter und sorgt darin für eine starke Strömung um die Eier. Damit verpilzte Eier sofort und säuberlich entfernt werden sind Turmdeckelschnecken ideal. Ein tägliches Abpinseln der Eier ist dennoch nicht obligatorisch. Am 10. Tag kann man, wie beschrieben, den künstlichen Schlupf einleiten.
Die Jungen schlüpfen mit einer Größe von 12mm (+1mm Schwanzflossenfilament). Am zweiten Tag nach dem Schlupf ist zwar noch der Dottersack vorhanden, die Jungen fressen dennoch gierig angebotene Artemia-Nauplien. Die Fütterung sollte am besten 2-3-mal täglich erfolgen. Genauso steht es um den Wasserwechsel und das Auspinseln des Aufzuchtkastens. Jeweils vor der Fütterung sollte der Kasten komplett gereinigt werden. Das Wachstum der Jungen ist enorm, so dass sie bereits nach 2 Wochen knapp 3cm (ohne Schwanzflossenfilament) messen. Hier kann man auch schon andere Nahrung wie zerbröseltes gutes Granulat oder sogar schon gefrostete Artemia geben.

Bilder: Norman Behr

Text: Norman Behr & Swen Buerschaper